So, und nun geht es endlich in die Routes des grandes Alpes! Trockene Straßen, voller Tank und gestern abend sogar eine warme
Mahlzeit, nach zwei Tagen super. Im Hintergrund lief ein JAMES BOND auf französisch, der mit Grace Jones, wie hieß er noch?
Das Essen wurde von der resoluten Köchin serviert, in 4 Gängen. Bohnensuppe, Salat, Fleischeintopf mit Gemüse und dazu Salat,
Käseplatte, zum Abschluss Früchte. Die verschiedenen Gänge wurden einfach von Tisch zu Tisch weitergereicht. Ehrlich, echt
klasse.
Die Kulisse der Alpen ist traumhaft, inzwischen wurden es auch mehr Motorräder. Die Siedlungen sind aber alle irgendwie
Geisterstädte, wir sind zu früh dran, hier ist eher Wintersport angesagt. Leben kommt erst mit der Tour de France ins Spiel,
die geht hier durch, und wir sehen es auch an den Straßenbeschriftungen. Am 21.07. läuft die Tour durch Jausiers, das wollen
wir mal nicht verpassen.
Da stellt sich mir die Frage, warum eigentlich keine Frauen an der Tour de France teilnehmen? Müssten die so viele männliche
Hormone zum Dopen nehmen, dass sie danach wie Männer aussehen? Komisch, oder?
Jedenfalls bin ich froh, dass wir die Motorräder haben und nicht trampeln müsssen.
Es wird doch merklich kühler in der Höhe. Wir schaffen es bis Briancon, dort bekommen wir zünftigen Salat zu Mittag und zwei
Café au lait. Ich übe mein Schulfranzösisch, bestellen kann ich fließend.
Richtung Grenoblé, es fängt an zu regnen, wir ziehen wieder die Regenkluft an. Die Alpen verändern sich, die Gegend wird
irgendwie unheimlich und karg. Sind es die hohen Altschneewände? Der eisige und kräftige Wind? Die fehlenden Leitplanken an
der rechten SEite, die einen ungehinderten Blick in die Tiefe genehmigen? Kann der Wind so stark werden, dass er meine Lady
von der straße weht?
Wir treffen auf einen Franzosen, der ein Foto von uns beiden anfertigt, er erzählt in gebrochenem Deutsch, dass er gerade Ski
gefahren ist?! Ups.
Da hält ein Peugeot und lädt ebenfalls Ski aus, er fährt mit Shorts. Nun, das muss man als Sommerurlauber nicht verstehen.
Irgendwann bin ich froh, dass wir St. Michel erreichen. Vorher gibt es noch richtig stress mit Rollsplitt – bergab, die
schönsten Kehren und Wolfgang und ich langsam wie Enten. Ab und zu rutscht mein Hinterrad weg, genau in einer engen
Rechtskurve. Ich quieke in meine Helm, irgendwie fängt es sich wieder, weil ich weder bremse noch Gas gebe, sondern einfach
gottergeben die Kupplung ziehe und die Maschine rollen lassen. Blöderweise denke ich noch an die Autofahrer hinter mir, dass
ich die so aufhalte. Als wenn ich keine anderen Sorgen hätte.
Dann landen wir endlich im Tal und in der Ortschaft, in der wir jetzt ein Hotel suchen müssen. Es ist 18.00 Uhr. Das Hotel
ist eine echte Absteige, das in Renovierung begriffen, einen freundlichen und hilfsbereiten Wirt hat, der uns sogar eine
Abstellmöglichkeit für die Maschinen im Hof anbietet, meine LADY sogar in der werkstatt von ihm. Beim Absteigen schmeiße ich
seinen Schraubenkasten um. Zum Glück bleiben alle Schrauben am Platz, ich fluche erst auf Deutsch: „Scheiße“. Weil wir in
Frankreich sind, auch auf französoisch.“Merde!“ uND ENTSCHULDIGE MICH: „Pardonnez moi!“
Er ist sehr verständnisvoll, ich habe ja nix kaputt gemacht. Denkt Wolfgang auch.
Die Übernachtung hier soll 30 Euro kosten, für beide. Das wäre echt bisher das günstigste.
Noch in den Supermarkt, das wichtigste einkaufen und die Route für morgen überlegen. Rechts oder links? Zum Mont Blanc oder
nach Chamberry?
Wir entscheiden uns gegen die Schweiz, weil die noch immer keinen Euro haben und bleiben in Frankreich.